Auch Milliarden für Tunnels lösen keine Probleme

„Der künftige, digitalisierte Bahnknoten Stuttgart erbringt die für den Deutschland-Takt erforderliche Kapazität zwar auch ohne den Ausbau mit einem fünften und sechsten Gleis im Nordzulauf zwischen Feuerbach und Kornwestheim“, das ließ die Bahn im Juli 2019 den Gemeinderat wissen. Wer dies gerne glauben wollte, der wurde neun Monate später eines Besseren belehrt: Um Stuttgart 21 für den Deutschlandtakt kompatibel zu machen, müsse ein zusätzlicher zehn Kilometer langer Tunnel zur Schnellfahrstrecke in Richtung Mannheim gebaut werden. Kosten: mindestens eine Milliarde Euro. Damit folgten die Projektbetreiber von S21 ihrem bekannten Kommunikationsmuster: Das eigene Versagen und die damit verbundenen Verschlechterungen als Erfolge darzustellen.

Es blieb aber nicht bei einem Milliarden-Irrtum: Im Juli 2019 hieß es von der Bahn: „Der neue Knoten ist für den Deutschland-Takt bestens vorbereitet“. Leider nur mit einer kleinen Einschränkung, wie sich jetzt herausstellte: Die Gäubahn-Anbindung, die über den planerischen Murks auf den Fildern führen sollte, müsse durch einen weiteren Tunnel entflochten werden. Kosten: eine Milliarde Euro.

Beide Engstellen hatten Kritiker von Beginn an benannt, doch wurden von den Projektbetreibern ignoriert. Jetzt wird versucht, mit Milliardenbeträgen nachzubessern – doch Verbesserungen im Vergleich zum status quo sind trotz der Pläne mit den gigantischen Kosten nicht in Sicht. Es bleiben enorme Probleme: die Abkoppelung der Gäubahn, ungelöste Brand- und Evakuierungsprobleme und ein Problem, was sich auch mit weiteren Milliarden nicht lösen lässt: der eigentliche Flaschenhals ist und bleibt der geplante Tiefbahnhof mit seinen acht Gleisen – für den Deutschlandtakt zu klein, für die Verdoppelung der Fahrgastzahlen viel zu klein und ein erhebliches Sicherheitsrisiko im Falle von Brand- oder Rauchereignissen.