S-21: Betonieren um den Preis der Gesundheit?

Gravierende Verstöße gegen den Infektionsschutz seitens der Bauunternehmen auf S21-Baustellen wurden dank Medienberichterstattung öffentlich. Es wurde ein Schlaglicht auf inakzeptable Zustände und den grob fahrlässigen Umgang der Bauunternehmen mit dem Infektionsschutz auf den S21-Baustellen und Wohncontainer-Unterkünften geworfen. Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte und gesetzliche Schutz-Bestimmungen sind offenbar Alltag.

Die Behauptungen der S21-Betreiber, auf den Baustellen werde engmaschig geprüft und kontrolliert, um auf der Großbaustelle vorbildlich Schutz-und Rechtsstandards sicherzustellen, zeigte sich als bewusste Täuschung der Öffentlichkeit. Ebenso wie sich alle anderen behaupteten ‚Segnungen‘ von S21 als fake-news erweisen: die Bauarbeiten seien keine Belastung, da sie auf dem Bahngelände und unterirdisch stattfänden, 50% mehr Bahnkapazität, es gäbe einen Kostendeckel, sichere Brandschutzkonzepte, usw.

Auch die Stadtspitze informierte erst auf Presseanfragen über Corona-Infektionen auf der Baustelle. Erst über die Verbreitung in sozialen Medien, nachdem S21-Arbeiter aus einem Züblin-Wohnheim in der Neckarstraße in eine Quarantäne-Unterkunft der Stadt gebracht wurden, wurde eine noch höhere Zahl der unter Quarantäne gestellten Arbeiter eingeräumt. Die Arbeits-und Wohnbedingungen der S21-Baustelle sind ein Corona-Infektions-Hotspot.

Womit rechtfertigt der Corona-Krisenstab des Oberbürgermeisters, dass auf den Stuttgart21-Baustellen weitergearbeitet wird, trotz sich verbreitenden Infektionen. Ist Weiterbetonieren auf der Skandalbaustelle ein höheres Gut als der Gesundheitsschutz für Arbeiter? Dass die Stadtspitze hätte eingreifen können, wenn sie gewollt hätte, beweist das Vorgehen der Behörden im Fall der Fleischfabrik in Coesfeld in Nordrhein-Westfalen: sie wurde geschlossen, die Massenunterkünfte auf den Prüfstand gestellt.