Realitätsverweigerung beim Klimaschutz

„Wollen wir wirklich als die Generation erinnert werden, die ihren Kopf in den Sand gesteckt hat?“, fragte UN-Generalsekretär Guterres bei der Eröffnung der Klimakonferenz in Madrid. Der Klimaausschuss unseres Gemeinderats entschied, dass Stuttgart erst 2050 und nicht – wie von der Wissenschaft gefordert – bereits 2030 klimaneutral sein muss. Einzig die PULS-Fraktion stimmte mit uns für das ambitioniertere Ziel 2030. Grüne, CDU, SPD, FDP und Freie Wähler nehmen dies nicht zur Kenntnis. Sich diesen Herausforderungen nicht zu stellen, wird Konsequenzen haben.

Die Einschnitte beim CO2-Ausstoß werden – je länger man sie aufschiebt – viel härter und immer teurer. Wer nicht jetzt sofort konsequente Maßnahmen ergreift, der handelt verantwortungslos und vergibt die Chance, dem Klimawandel mit all seinen dramatischen Folgen noch etwas entgegenzusetzen. Krisen und Kriege um Wasser und Nahrung werden unaufhaltbar, denn man kann nicht mit dem Klima um Aufschub verhandeln.

Sicher heute weiß niemand ganz genau wie das ehrgeizige Ziel bis 2030 klimaneutral sein zu wollen, erreicht werden kann, auch wir nicht. Aber wir wissen, wenn es nicht wenigstens versucht wird, dann wird gar nichts daraus.

Ziele auf die lange Bank zu schieben, nur aus Angst, sie nicht erreichen zu können, ist grob fahrlässig. Stuttgart ist eine sehr reiche Stadt: reich an klugen Köpfen, reich an Vielfalt, und das nötige Geld ist auch da. Was fehlt, ist der Mut im Gemeinderat und der Verwaltung die Klimakrise anzuerkennen, sich ehrgeizige Ziele zu stecken und eine umfassende Transformation jetzt zu beginnen.

Umfassend heißt: alle zukünftigen und begonnenen Maßnahmen unter Klimavorbehalt stellen und daran messen, welchen Beitrag sie zur Erreichung der Klimaneutralität echt leisten. Es heißt ebenso, dass wir klimaneutral wirtschaften, wohnen, uns fortbewegen und ernähren müssen.