Goldfächer und Suppenküchen

Wie schön, dass es im Rathaus den Weihnachtsbaum der Wünsche gibt, um damit benachteiligten Kindern Wünsche zu erfüllen. Auch unsere Fraktionsgemeinschaft beteiligt sich jedes Jahr an der Aktion!

In die vorweihnachtliche Zeit passt ein Zitat von Dante Alighieri: „Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.“ Denken wir an die Augen der Kinder, so sollten wir uns erinnern, dass in einer der reichsten Städte Deutschlands, immer weniger Kinder mit ihren Eltern ein adäquates Zuhause finden, weil sie sich Wohnraum nicht leisten können und, dass über 17.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Stuttgart in Armut leben. Der Anteil an Alleinerziehenden und Familien in Sozialpensionen steigt seit Jahren überdurchschnittlich an. Es sollten also Geschenkpakete mit Wohnungen an dem Baum hängen, um Kinder mitsamt ihren Familien aus den sogenannten Sozialhotels herauszuholen. Erst dann könnten sie mit ihren Familien ein würdiges Leben führen. Doch diese Geschenke gibt es bislang nicht.

Die sehr unterschiedlichen Nöte in unserer Gesellschaft veranschaulichten Ende April in der Stuttgarter Zeitung die zwei folgenden Schlagzeilen: „Schließfächer für Gold werden knapp“ und „2000 Euro Monatsgehalt – 3,7 Millionen Bundesbürger liegen unterhalb dieser Marke“.

Wir meinen: Es reicht einfach nicht, Kindergeschenke an Weihnachten zu verteilen, zu Jahresbeginn in der Vesperkirche Suppen zu verteilen und Tafelläden zu betreiben. Anstelle symptomatischer Armutsbekämpfung müssen endlich nachhaltig strukturelle Maßnahmen gegen Armut ergriffen werden. Wir stehen in der Pflicht, als Kommune, nicht nur einmal im Jahr die Augen der Kinder zum Glänzen zu bringen.