Abschied tut weh – kein ICE

Sechs Wochen nach der erneuten Kostenexplosion bei Stuttgart 21 auf nunmehr offiziell 7,9 Milliarden Euro und der Verschiebung des Fertigstellungstermins in weite Ferne folgt der nächste Offenbarungseid: Es sollen nur noch sechs Fernverkehrszüge pro Tag am Flughafen halten und kein ICE. Jahrelang wurde über die europäische Bedeutung des ICE-Bahnhofs am Flughafen schwadroniert. Es sollte ein Verkehrsdrehscheibe für Fern- und Regionalverkehr, Busse, Bahnen, Flugzeuge und Autos werden. Man sprach von 100 Fernverkehrszügen pro Tag am Flughafen. Nun verkündete die Bahn, dass es 94 Prozent weniger sein sollen und noch nicht einmal ein ICE solle am Flughafen halten. Die Flughafenanbindung war eine wesentliche Grundlage für die Planfeststellung, die nun auf falschen Annahmen basiert und somit nichtig geworden ist. Zudem steht einmal mehr die Finanzierungsvereinbarung zwischen den Projektpartnern auf der Kippe. Will die Bahn die Politik mit der provokanten Ankündigung unter Druck setzen und noch mehr Steuergelder in das Milliardengrab schütten? Warum wird kurz darauf die Meldung verkündet, dass wenigstens 16 Fernzüge in den Flughafenhalt ein- und ausfahren, quasi als Entwarnung, die jedoch keine ist?

Fast zeitgleich wurde auch bekannt, dass die lange Jahre versprochenen Durchbindungen von Regionalzügen (beispielsweise von Horb nach Heilbronn über Stuttgart) wegen des Fernverkehrs nicht realisierbar seien. Der geplante Schrägbahnhof hat offenbar nicht die versprochene Kapazität. Es muss jetzt aus dem unwirtschaftlichen Infrastruktur-Rückbauprojekt ausgestiegen werden. Die Alternativen liegen seit Jahren auf dem Tisch – zu kalkulierbaren Kosten und mit jahrzehntelang erprobtem Leistungsnachweis des Kopfbahnhofs.