Neue/s Sitze/n in der City – Dauerbrenner Sitzplatzmangel in der Königstraße

Von Guntrun Müller-Enßlin

Ein trauriges Jubiläum jährt sich dieser Tage zum zweiten Mal.

Im Herbst 2016 hat die Stadt die Sitzbänke rund um die Bäume in der unteren Königstraße abgebaut. Mit dem fragwürdigen „Argument“, Wohnsitzlose an der Nutzung der Bänke zum Übernachten zu hindern, wurden die Bänke durch Einzelsitze ersetzt, die zum Teil noch nicht einmal eine Rückenlehne haben. Dem damaligen Protest folgte ein von Luigi Pantisano initiiertes Sit-In auf der Königstraße und ein Antrag unserer Fraktionsgemeinschaft, die Sitzbänke zu erhalten. Doch dieser wurde mit den Stimmen von CDU und GRÜNEN abgelehnt, der Aufschrei verhallte und am Ende kam es so wie immer: Die Sitzbänke wurden entfernt und damit die schon zuvor unkomfortable Sitzsituation in der Innenstadt weiter verschlechtert.

Die falsche Antwort auf ein hausgemachtes Problem, das dieses nicht beseitigt, sondern nur verlagert und darüber hinaus die Falschen trifft: Menschen, die in der Königstraße unterwegs sind, dort einkaufen oder einfach nur flanieren und zwischendurch mal pausieren wollen, haben kaum mehr Gelegenheit, sich irgendwo niederzulassen, ohne zu konsumieren, schon gar nicht, wenn sie zu mehreren sind. An den zahlreichen Sonnentagen dieses Sommers waren die Sitze fast immer alle besetzt. Groteske Situationen beobachtete, wer selber auf der Suche war und Augen im Kopf hatte, zuhauf: Nicht nur Jugendliche, sondern auch gestandene Erwachsene hockten auf den Metallringen wie Spatzen auf der Stange. Auch ältere Menschen mit Gehstöcken und Einkaufstaschen nahmen auf den Metallringen Platz. Ist das jetzt das neue Sitzen in der City? Eine fünfköpfige Gruppe von Behinderten, teilweise gehbehindert, mit Betreuer fand folgende „Lösung“: Einer bekam den Sitzplatz, die übrigen nahmen notdürftig auf dem Metallrand Platz, der Betreuer stand.

Ein Armutszeugnis für Stuttgart, beschämend und einer Stadt, die einladend und bürgerfreundlich sein will, nicht würdig! Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Die Verfasserin dieses Artikels hat ihren Zorn genutzt, um einen Antrag zu formulieren, der die Schaffung von deutlich mehr Sitzgelegenheiten in der Königstraße fordert. Mit gleichem Antrag regen wir auch die Schaffung von neuen Sitzgelegenheiten in der Kirchstraße im Bereich unterhalb der Stiftskirche an.