Pläne für den Bonatz-Bau: Der Ausverkauf geht weiter

Ohne Stuttgart 21 wäre es ein Weltkulturerbe mitten in der Stadt. Dann rollten die Bagger an und rissen die beiden Flügel ab. Der Denkmalschutz ließ es geschehen. „Jetzt sehen wir die Fortsetzung dieser Zerstörung. Bahn, Land und Stadt lassen zu, dass vom Bonatz-Bau nur noch das Gerippe stehen bleibt und der Rest kommerzialisiert wird“, kritisiert Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender von SÖS LINKE PluS die Pläne, im Bahnhofsgebäude ein Hotel und eine Shoppingmall zu bauen. „Der Ausverkauf von öffentlichem Raum muss ein Ende haben. Die Erhaltung von Kulturdenkmälern wie dem Stuttgarter Hauptbahnhof gehört zu den Kernaufgaben der öffentlichen Hand“, kritisiert Rockenbauch.

Bereits am 17. Juni 2015 hatte Hannes Rockenbauch kritisiert, dass die Entscheidung über die Nutzung des Bonatz-Baus weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen sei und ohne Bürgerbeteiligung ablief. „Da macht man es sich einfach: hinter verschlossenen Türen wird die Entscheidung getroffen, dass öffentlicher Raum in bester Lage privatisiert wird“, kritisiert der Fraktionssprecher das Verfahren.

„Natürlich ist das eine Folge von Stuttgart 21 – hier zeigt das Projekt sein wahres Gesicht: der Nutzen der Investoren steht im Vordergrund“, fasst Thomas Adler, Fraktionsvorsitzender von SÖS LINKE PluS zusammen.

Zwischen Gerberviertel und Dorotheenquartier auf der einen Seite und dem Milaneo auf der anderen Seite soll jetzt noch ein weiteres Shoppingcenter entstehen. „Innerhalb weniger Jahre pflastern wir die Stadt zu mit Einkaufszentren zu und überlassen den Investoren die Gestaltung der Stadt“, kritisiert Thomas Adler die Pläne für das vierte Einkaufszentrum in der Innenstadt. „Dazu wird noch ein Viersterne-Hotel mit Tagungsräumen gebaut – auf Kosten des öffentlichen Raums. Die Privatisierungswelle rollt weiter“, rundet Adler seine Kritik an den Plänen für die Entkernung des Bonatz-Baus ab.

Die Rolle des Denkmalschutzes sieht Hannes Rockenbauch ebenfalls kritisch: „Wer zulässt, ein Wahrzeichen erst zu verstümmeln und dann zu entkernen muss sich die Frage stellen, was er eigentlich schützt – das Bahnhofsgebäude jedenfalls nicht“.