Grüne Scheinheiligkeit

OB Kuhn wirbt damit, dass Stuttgarts Stadtgebiet zur Hälfte aus Parkanlagen und Grünflächen besteht. Sie sind ein wichtiger Beitrag, um dem Klimawandel und der Luftverschmutzung zu begegnen. Stadtbäume und Grünanlagen spenden Schatten, verbessern das Lokalklima und reinigen die Luft.

Auf städtischen Flächen (ohne Wald) werden jährlich rund 185 000 Bäume kontrolliert. Im Jahr 2013 zählte das zuständige Amt einen Bedarf von ca. 20 400 Maßnahmen zum Erhalt der Bäume und zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Drei Jahre später waren es schon über 37 800 Fälle. Zentrales Problem: Das Amt bekommt Geld, um Bäume zu pflanzen, aber keine zusätzlichen Personalstellen für die Pflege. Die wenigen Beschäftigten arbeiten am Anschlag und können fast nur noch Sofortmaßnahmen in der Verkehrssicherung abarbeiten. Vorrangige Verkehrssicherungsmaßnahmen werden an Fremdfirmen vergeben, für sonstige Pflegemaßnahmen fehlt das Geld. Dabei zeigen Berechnungen, dass sich damit kein Geld einsparen lässt. Die Qualität und die Gesundheit der Stadtbäume leiden.

Den Grünanlagen sieht man die von oben diktierten Sparzwänge an: Wurden manche Wiesen früher vier Mal pro Jahr gemäht, muss es jetzt ausreichen, das Grün einmal im Jahr zu schneiden.

Es wird höchste Zeit, dass die Stadt grundsätzlich umdenkt: Für die Baumpflege und die Pflege von Grünanlagen muss ausreichend städtisches Personal und Geld zur Verfügung gestellt werden, dann verbessert sich auch der Zustand der Bäume.

Auch die Betriebshöfe der städtischen Ämter und Eigenbetriebe müssen endlich saniert werden. In der Degerlocher Epplestraße stand der Häckselplatz kurz davor, von der Gewerbeaufsicht wegen erheblicher Mängel geschlossen zu werden – erst dann reagierte die Stadt.